Bibliotheksbau
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Wissensarchiv > Grundsätze des Bibliotheksbaus

Grundsätze

LEOPOLDO DELLA SANTA hat in seinem 1816 in Florenz erschienenen Werk Della costruzione e del regolamente di una pubblicca universale biblioteca neue Maßstäbe für den Bibliotheksbau gesetzt. Im selben Jahr suchte der damalige Direktor der Universitätsbibliothek Wien Dr. Ridler bei der Studien-Hofkommission um einen Erweiterungsbau der Bibliothek an, der in den Jahren 1827-1829 realisiert wurde und den damals neuen Grundsätzen Della Santas (prinzipielle Dreiteilung in Magazins-, Lese- und Verwaltungsräume) folgte. Der Erweiterungsbau war Anlass, eine Büste des damaligen Herrschers Kaiser Franz I. aufzustellen und mit entsprechender Inschrift zu versehen. Diese Büste wurde 1884 an den neuen Standort der Universität und Universitätsbibliothek ins Haus am Ring übersiedelt und ist noch heute im Bibliotheksfoyer zu sehen. (Vgl. Pongratz, Walter: Geschichte der Universitätsbibliothek Wien, Wien 1977, S. 55-57.)


HARRY FAULKNER-BROWN, britischer Architekt mit reicher Erfahrung im Bibliotheksbau, spricht von zehn Geboten, den "ten commandments", des Bibliotheksbaus:

1 flexible - with a layout, structure and services which are easy to adapt;
2 compact
- for ease of movement of readers, staff and books;
3 accessible - from the exterior into the building and from the entrance to all parts of the building, with an easy comprehensible plan needing minimum supplementary directions;
4 extendible - to permit future growth with minimum disruption;
5 varied - in its provision of book accommodation and of reader services to give wide freedom of choice;
6 organised - to impose appropriate confrontation between books and readers;
7 comfortable - to promote efficiency of use;
8 constant in environment - for the preservation of library materials;
9 secure - to control user behaviour and loss of books;
10 economic - to be built and maintained with minimum resources both in finance and staff.


OTTO WAGNER hatte ähnliche Grundsätze bereits zuvor (zu Beginn des 20. Jhds.) definiert. Er spricht von:

1. Benützbarkeit (usability) =

• Geräumigkeit (spaciousness)
• Bequemlichkeit (comfort)
• Zweckmäßigkeit (advisability)
• hygienisch völlig einwandfrei (hycienically faultless).

2. Inhalt vor Feuersgefahr, Feuchtigkeit und anderen schädlichen Einflüssen vollkommen schützen.
(Complete protection against fire, humidity and every other bad influence.)

3. Bauplatz und Baudurchführung müssen Vergrößerung der Magazine und vermehrte Inanspruchnahme auf längere Zeit gestatten.
( Building site and construction extendible for more stacks and increased use.)

(vgl. Jaksch, Walter: Österreichischer Bibliotheksbau. 1. Bd: Von der Gotik bis zur Moderne, Graz 1992, S. 128-133.)

 

 
 

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